An die Nordsee oder doch lieber an die Ostsee? Egal, in Sønderjylland gibt es beides! Mit seiner unmittelbaren Nähe zu Deutschland ist Sønderjylland (Südjütland auf deutsch) ein Reiseziel mit besonderer Vergangenheit. Im deutsch/dänischen Grenzgebiet sind Traditionen und Kultur auf ganz besondere Art miteinander verbunden. Und dann die Natur an Nordsee und Ostsee. Wir haben uns diesmal für die Ostsee entschieden. Für Fjorde, den kleinen Belt und die dänische Südsee. Zwei Wochen im August.
Ein "Ausflug" in die Geschichte dieser Grenzregion muss aber sein.
Vor 1864 bestand die dänische Monarchie aus drei Hauptteilen. Dem Königreich Dänemark selbst sowie als Privateigentum des dänischen Königs die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Dazu kamen Island, die Färöer-Inseln sowie die Kolonien Grönland und Westindien.
Im Januar 1864 zettelten Österreich und Preußen einen Krieg gegen Dänemark an. Ihre Truppen zogen in Lauenburg, Holstein und Schleswig ein. Dänemark wird von den noch! Verbündeten vernichtend geschlagen. Dänemark bzw. der dänische König verliert die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Der einsetzende Machtkampf im Deutschen Bund zwischen Österreich und Preußen artete 1866 in einen regelrechten Krieg aus. Dabei riss sich das Königreich Preußen diese Herzogtümer unter den Nagel. Nach dem ersten Weltkrieg wurden 1919/20 mehrere Volksabstimmungen abgehalten, um Deutschlands Grenzen demokratisch zu regeln. Eine Volksabstimmung führte dazu, dass das derzeitige Südjütland nun wieder ein Teil Dänemarks wird. Die Volksabstimmung in Schleswig war eine von insgesamt 6 Volksabstimmungen in Europa nach dem Ersten Weltkrieg. Die dänisch-deutsche Grenzziehung von 1920 ist zusammen mit den Grenzen Österreichs zu Slowenien und Ungarn die einzigen, die bis heute erhalten sind.
Ich habe den Eindruck, das dass Zusammenleben im deutsch/dänischen Grenzgebiet heute gut funktioniert. Beiderseits der Grenzen werden den Minderheiten besondere Rechte eingeräumt, wird auf ihre Eigenarten Rücksicht genommen. Eigene Schulen, Kindergärten, Zeitungen bis hin zu Besonderheiten beim Wahlrecht. Unabhängig davon verbindet die Menschen auch eine gemeinsame Kultur. Als ein Beispiel ganz vorneweg die gemeinsame Liebe zum Ringreiten. Und was wäre das schöne Flensburg ohne die dänischen Farbtupfer in der Stadt?
Nun zu unserer Route durch Sønderjylland.
Wir sind erst Richtung Norden gefahren. Nach Haderslev am gleichnamigen Fjord. Von Haderslev ging es dann in mehreren Etappen wieder Richtung Süden. Dabei haben wir doch tatsächlich einige Etappen der diesjährigen Tour de France gestreift. Auf geht es, begleitet uns.
Infos:
www.visitsonderborg.de/sonderborg/information/das-geschichtszentrum-dybbol-banke-gdk1084214
Haderslev
Haderslev liegt idyllisch an der schmalsten Stelle des Haderslev-Fjordes. Wer hat wem den Namen gegeben? Die Stadt dem Fjord oder der Fjord der Stadt. Egal. Die Markt-und Handelsstadt ist bereits über 700 Jahre alt. Die große Kathedrale thront über der schönen kleinen Altstadt. Straßen und Gassen mit Kopfsteinpflaster. Kleine Geschäfte und ein schöner Torvet (Marktplatz) mit Restaurants zum entspannen und schauen.
Die herausgeputzte Hafenpromenade hat neben dem Yachthafen viel zu bieten. Highlight ist der StreetDome. Einer der größten Skateparks Skandinaviens. Dazu eine 30 Meter hohe Kletterwand an einem ehemaligen Silo. Das Silo hat dazu noch eines der größten Wandgemälde in Dänemark. Das „Sea View“ des internationalen Künstlers Victor Ash. Wer es ruhiger mag kann im Damparken den Blick auf das Wasser genießen und entspannen.
Wir haben unser Lager auf dem Campingplatz des DanHostel aufgeschlagen. Ein Platz mit Blick auf den Fjord und ganz nah zur Altstadt. Und direkt neben dem DanHostel war die Anlage eines Ruderclubs mit großer Wiese. Frauchen saß am Wasser und wir konnten Mäuse jagen bzw. über die Wiese rasen.
Infos:
Aabenraa
Die Altstadt von Aabenraa mit den Seitenstraßen wie Slotsgade (Schlossstraße), Nygade (Neue Straße), Store Pottergade (Große Töpferstraße) und Vægterpladsen (Wächterplatz) ist ein geschlossenes Ensembles mit Bürger- und Handwerkerhäusern. Viele aus dem 18. Jahrhundert. Die Slotsgade ist eine schöne Fußgängerzone die sich quer durch die Altstadt zieht. Wahrzeichen der Stadt ist die Wassermühle am Schloss Brundlund. Im Schloss befindet sich ein Kunstmuseum. Ganz in der Nähe vom Schloss ist der große Ringreiter-Festplatz. Dort konnten Spencer und ich uns ohne Leinen richtig austoben. Herrlich.
Der Hafen, der Segelclub und der kleine Stadtstrand sind leider durch eine große Hauptstraße vom Stadtkern getrennt. Durch die günstige Lage am Ende des tiefen Aabenraa Fjords besitzt die Stadt den einzigen Tiefwasserhafen in der Grenzregion Sønderjylland-Schleswig. Finde ich erstaunlich. Wegen der Trennung durch die Hauptstraße hat die Stadt viel in den kleinen Stadtstrand und die daneben liegende Marina investiert. Schöne Promenade mit kleinem Restaurant und Kabinen für die Badenden. Für Unterhaltung für die Kleinsten wird auch gesorgt. Wird hatten unser Logis auf dem WoMo-Stellplatz des Segelclubs - Åbenrå Lystbådehavn - aufgeschlagen. Alles vorhanden was der Mobilist benötigt inkl. kleinem Lokal.
Infos:
www.visitsonderjylland.de/tourist/unsere-region/aabenraa/aabenraa
Ærøskøbing auf Ærø
Ærøskøbing auf der Insel Ærø.
Ærøskøbing gilt als die malerischste Stadt der Insel. Häufiger Beiname: Märchenstadt und sie gilt als eine der schönsten Kleinstädte Dänemarks. Die Stadt ist ca. 750 Jahre alt. Sie steht unter Denkmalsschutz und erhielt 2002 den Europa-Nostra-Preis. Ich finde zu Recht. Eine Stadt wie aus dem Märchenbuch. Die Insel und auch die Stadt leben natürlich zu einem Großteil vom Tourismus. Bustouren und ganz wichtig die großen Yachthäfen in Ærø und Marstall. Trotzdem war es nicht überlaufen und völlig entspannt. Im Sommer solltet ihr aber auf jeden Fall rechtzeitig eine Fahrt mit der Fähre buchen. Die Menschen auf Ærø leben dort wo andere Ferien machen. Die Kommune sucht aber nach Zuwanderern und wirbt auch in ihrem Infoprospekten und im Internet mehrsprachig nach neuen Bewohnern. Landflucht, Überalterung?
Wir hatten es uns auf dem Ærøskøbing Camping bequem gemacht. Ruckzuck in der Altstadt und mit Blick auf die schönen Strandhäuser. Am Strand konnten wir uns austoben. Die Hauptsaison war vorbei (Ferienende in DK) und wir haben niemanden gestört.
Infos:
Sønderborg
Sønderborg auf der Insel Als, unser letztes Ziel in Dänemark.
Geschichte ist überall. Eine wichtige Schlacht im Krieg von 1864 fand ganz in der Nähe von Sonderburg statt. Das Historiecenter Dybbøl Banke erinnert daran. Der Krieg von 1864 hat tiefe Spuren im Bewusstsein der Dänen hinterlassen. Aber auch der 1. Weltkrieg prägte diesen Teil des Landes, welcher bis zur Wiedervereinigung 1920 unter deutscher Herrschaft stand.
Viele Teile der Stadt Sonderburg wurden im Krieg 1864 zerstört oder fielen dem Abbruchwahn im letzten Jahrhundert zum Opfer. Die Stadt macht trotzdem einen schönen Eindruck. Immerhin gilt Sønderborg als die bedeutendste Jugendstil-Stadt in Dänemark. Die Jugendstillbauten gehen zurück auf die deutsche Herrschaft. Das Gebiet am Hafen wurde sehr schön herausgeputzt. Flanieren auf der Sønder Havnegade und auf der Promenade am Strand. Oder Shoppen in der Fußgängerzone Perlegade. Dabei kommt ihr auch am Sønderborger Schloss vorbei.
Wir haben auf dem Sønderborg Camping direkt neben dem Sønderborg Lystbådehavn übernachtet. Am Lystbådehavn gab es für uns auch eine kleine, sichere Stelle zum freilaufen. Keine Autos und auch keine Fahrradfahrer.
Viel mehr haben wir von Sønderborg nicht gesehen. Auf Ærø zickte unser Filou nach Monaten wieder rum. Die rote Warnlampe Öltemperatur Automatikgetriebe leuchtete wieder bösartig auf. Auf der Fahrt zur Fähre nach Als/Sønderborg. Obwohl bereits nach Feierabend wurde in zwei Werkstätten versucht uns zu helfen. Davon eine Citroen-Werkstatt in Sønderborg. Alle sehr nett und hilfsbereit. Hat aber leider nicht funktioniert. Was eingeschränkt hilft: Motor ausstellen und neu starten. Dann ist der Spuk zumindest für einige Zeit, manchmal auch längere Zeit vorbei. Wir sind dann eher als geplant nach Hause gefahren. Die Fahrt durch Hamburg haben wir vermieden. Stattdessen die Fähre Glückstadt/Wischhafen. Nun denn, wir sind Zuhause angekommen. Frauchen hat jetzt Kontakt mit einem Getriebespezialisten aufgenommen.
Trotzdem eine schöne Tour durch Sønderjylland. Sonne bei angenehmen Temperaturen und entspannte Dänen. Lohnt sich.
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